Licht, Musik und Preis beeinflussen oft unseren Weingeschmack, da äußere Faktoren unsere Aromawahrnehmung verändern können. Doch wie wirken sich diese Einflüsse aus, und was kann man tun, um den wahren Geschmack des Weins zu erleben?
Es existieren zahlreiche Faktoren, die den Weingeschmack prägen, unterteilbar in drei Hauptkategorien: die natürlichen Gegebenheiten, das handwerkliche Geschick und die Konsumentenpräferenzen.
Zur Natur zählen der Weinberg und seine Böden (wie Schiefer, Löss, Kalk), die geographische Lage, die Reben und ihr Alter.
Das Handwerk umfasst die Philosophie der Weinproduzenten, die Bearbeitung des Weinbergs und der Trauben (biodynamisch, ökologisch, konventionell), die Auswahl der Rebsorten, Erntemethoden, die Art der Behälter (Stahl, Beton, Ton, Holz, Barrique) sowie den Ausbaustil (trocken, lieblich). Diese Liste ist keinesfalls abschließend.
Nun zum Konsumenten: Sowohl Kenner als auch Gelegenheitstrinker lassen sich von Marketing, Etikettendesign und Preis beeinflussen. Ein Wein muss wertig erscheinen, darf jedoch nicht überteuert sein. Selbst die Hintergrundmusik in Verkaufsstellen beeinflusst unsere Kaufentscheidung.
Daniel Oberfeld-Twistel, Psychologieprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, erforscht Wahrnehmungsphänomene und hat auch den Einfluss von Licht auf den Weingeschmack untersucht, inspiriert durch einen Winzer, der mit verschiedenen Lichtfarben in seiner Verkostungsstube experimentierte. Laut Oberfeld-Twistel wird das Aroma von Lebensmitteln nicht nur durch Geruchs- und Geschmackssinn beeinflusst, sondern auch durch visuelle und auditive Eindrücke sowie durch unsere Erwartungen. So stellt sich die Frage, ob ein teurer Wein nicht besser schmecken sollte als ein günstigerer.
Die Forschung zeigt, dass Sehen, Hören und kognitive Erwartungen unser Weinempfinden beeinflussen. Beleuchtung kann beispielsweise den Geschmack von Wein verändern, wobei bestimmte Farben die Bereitschaft erhöhen, mehr für den Wein zu bezahlen. Auch die Farbe des Weins selbst kann sensorische Wahrnehmungen hervorrufen, die nicht dem tatsächlichen Geschmack entsprechen, wie das Färben von Weißwein in Rot gezeigt hat.
Musik beeinflusst ebenfalls unsere Weinwahl, wie Studien belegen, in denen die Hintergrundmusik die Präferenz für bestimmte Weine steuerte.
Die Preiswahrnehmung spielt eine große Rolle bei der Geschmackswahrnehmung, wobei das Gehirn höherpreisige Weine als geschmacklich besser einstuft, selbst wenn es sich um denselben Wein handelt.
Als Lösung für eine unvoreingenommene Geschmackserfahrung empfiehlt Oberfeld-Twistel Blindverkostungen, um externe Eindrücke zu minimieren und sich auf das Aroma zu konzentrieren. Dieser Ansatz gilt für alle, von Weinprofis bis zu Anfängern, und ermöglicht eine objektive Beurteilung unabhängig von Flaschendesign, Preis oder dem Ruf des Weinguts.