Ruländer

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  • Ruländer, die Rebe vom Rhein

    Die Zeiten, in denen Speyer auch eine Weinhandelsstadt war, Iiegen Iange zurück. Erinnerungen daran lebten auf, als im April erstmals die Messe,,Wein am Dom" in die Stadt am Rhein lockte. Wobei man zugleich deren engen Bezug zur,,Rebsorte des Jahres 2013" in den Blickpunkt rückte: Die Erfolgsgeschichte des Grauburgunders alias Ruländer hat einst in Speyer begonnen.

    Der Kaufmann Johann Seger Ruland entdeckte ihn 1711 in einem von ihm gekauften verwilderten Garten. Genauer gesagt, es fielen ihm darin zwei Reben auf, deren hochreife Trauben er erntete. Er legte den daraus gekelterten Most in ein Fässchen und vergaß ihn über Winter, wie Fritz Schumann, Ordensmeister der Weinbruderschaft der Pfalz und Vizepräsident der Gesellschaft für die Geschichte des Weines in Vorträgen zu dem Thema gern erzählt. Erst im Frühjahr Ruland und seine Frau etwas aus dem Fässlein - und stellten fest, welch sülser, lieblicher Weißwein darin entstanden war. Der regte den Herrn mit dem guten Geschäftssinn dazu an, die Reben eifrig zu vermehren. Sehr gefragt waren sie vor allem, da diese nach ihrem Entdecker benannte, bald weithin berühmte Sorte zwei wichtige Vorteil besaß: Ertragssicherhei und hohes Mostgewicht. Vor allem letzterem kam laut Schumann beim damaligen Stand des Weinbaus besondere Bedeutung zu. Noch 1887 habe Hermann Goethe in seinem Handbuch der Ampelographie unter der Bezeichnung "Roter Burgunder (Ruländer)" geschrieben, dieser sei "mit zu den edelsten Keltertrauben zu rechnen". In der Karriere der ursprünglich aus Frankreich stammenden, einst auch ,,Vinum bonum" oder,,Speyeremer"'genannten Sorte gab es indes neben Höhen auch Tiefen, teilweise modebedingt. Heute ist Deutschland das wichtigste Anbauland für Ruländer: 4859 Hektar Wingertfläche sind hier damit bestockt, 1179 davon in der Pfalz. Sein Anteil an der gesamten Pfälzer Rebfläche (rund 23.500 Hektar) ist seit 2000 mit damals 2,1 Prozent stetig gestiegen auf fünf Prozent 2012. Seit einigen Jahren wird Ruländer in der Pfalz weitestgehend unter den Synonymen Grauer Burgunder und Grauburgunder vermarktet -,,Classic"-Weine der Sorte dürfen gemäß Landesverordnung sogar nur so heißen. Der Neustadter Weinbauamtsleiter Stefan Hilz verweist zur Benennung auf eine Auswertung der amtlichen Qualitätsweinprüfung in, der Pfalz für die Jahre 2008 bis 2012: Nur knapp 2,5 Prozent der 8864 angestellten Ruländerweine trugen den alten Namen. Von diesen 215 wiederum seien über,91 Prozent lieblich oder süß gewesen. Während als Ruländer in der Regel gehaltvollere Weine dieser Geschmacksrichtungen offeriert werden, verkörpern Grauburgunder meist einen anderen Ausbaustil - trocken, mittelkräftig und etwas säurebetont. Kaum genutzt werden für Pfälzer Ruländer die internationalen Namen Pinot grigio oder Pinot gris. In Speyer hält heute die ,,Ruländer-Akademie" die Erinnerung an Johann Seger Ruland wach. Jährlich schreibt sie einen Wettbewerb aus, vergibt dabei Preise sowohl für einen lieblich bis süß ausgebauten Ruländer, als auch für einen trockenen Grauburgunder. Und stolz kann Speyer sogar einen Ruländer-Wingert vorzeigen, gepflegt von der Stadtgärtnerei. (rö)

    (Quelle:Rheinpfalz Nr.141 21.6.2013)

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