Wir Pfälzer sind ein gastfreundliches Volk und fremden Kulturen gegenüber in der Regel freundlich und aufgeschlossen. Besucher aus anderen Ländern sind uns immer willkommen. Einige Besucher jedoch wünscht man sich dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Nein, nicht die Saarländer, denn die sind uns genauso willkommen wie alle anderen, auch wenn viele schlechte Witze das Gegenteil zu bestätigen scheinen.
Auf Platz 1 auf der Liste der unerwünschten Besucher ist momentan die japanische oder asiatische Kirschessigfliege. Was vor einigen Wochen als Gesprächsthema am Rande begann hat sich in Windeseile zu einem flächendeckenden Problem entwickelt.
Angeblich sind immer mehr Winzer in der Pfalz verzweifelt und fürchten um ihre Rotwein-Ernte. Wie ergeht es unseren Lieferanten aus dem Pfalzweinshop ? Zeit, sich ein bisschen schlau zu machen.
Die südpfälzische Winzergenossenschaft Deutsches Weintor in Ilbesheim hat Ihre Mitglieder angewiesen höchstens 24 Stunden, bevor der Vollernter durchfährt, selektiv zu lesen , d.h. befallenes Lesegut manuell auszusortieren. Während normalerweise im Most flüchtige Säure bei etwa 0,2 Grat pro Liter liegt, wurden in den vergangenen Wochen in den von der Kirschessigfliege angesägten Beeren Werte bis zum zehn- oder gar 20-fachen Säuregehalt gemessen.
Absolut überrascht ware alle Winzer, mit denen wir gesprochen haben, von der Geschwindigkeit mit der sich das Phänomen ausgebreitet hat. Wir waren am Sonntag im Wingert und alles sah sehr gut aus. Zwei Tage später war der Dornfelder nicht mehr zu gebrauchen", sagt Martin Schneiderfritz, vom Weingut Schneiderfritz in Billigheim. "Gerade wir als Biowinzer hätten etwas mehr Vorlaufzeit gebraucht um biologische Gegenmittel entwickeln zu können, so müssen wir hoffen, dass uns für das nächste Jahr etwas verünftiges zur Verfügung steht.
Die Kirschessigfliege wurde im Obstbau in Weisenheim am Sand bereits früh gefunden. Zu diesem Zeitpunkt wurde gemutmasst, dass die Fliege früher oder später auch an roten Trauben Gefallen finden könnte. Mit einer Fliegen-Plage von beinahe biblischem Ausmass hatte aber niemand gerechnet.
Hauptsächlich betroffen scheinen Weinberge, die in der Nähe von Streuobstwiesen oder auch Beerrensträuchern liegen. Was können die Winzer unternehmen um die Plage zu vermeiden ?
Ohne Spritzmittel kommt man nicht aus , trotzdem ist Handarbeit mehr denn je gefragt, unterstreicht der Bauernpräsident Rheinland-Pfalz Süd, Norbert Schindler. "Schlamperei rächt sich." Das bestätigt auch Joachim Minges, vom Weingut Minges in Roschbach. "Wir haben die Sache frühzeitig Ernst genommen und vor dem Erstbefall frühzeitig das Insektizid Spintor eingesetzt. Außerdem sind wir täglich draußen. Deswegen sind wir überhaupt nicht betroffen."
Auch bei den anderen Winzern, die Ihr Sortiment im Pfalzweinshop anbieten, haben sich aber keine ernsthaften existenzbedrohenden Gefährdungen ergeben; denn Winzer die auf hohe Qualität setzen und strikte Ertragsreduzierung betreiben, sind sowieso täglich vor Ort und sortieren schlechtes Lesegut aus, was laut dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt (DLR) , die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung der Bedrohung ist.
"Die vom DLR vorgeschlagenen Massnahmen, wie großzügiges Entblättern der Rebstöcke wird von uns sowiso angewandt", deswegen können wir uns nicht beklagen, erläutert Dominic Stern aus Hochstadt.
Die Entlaubung soll die lnsekten von den Beeren abhalten, die Trauben sollten nahezu frei hängen, denn die Essigfliege ist ziemlich lichtscheu. Sie mag es eher feucht-warm und dunkel.
Glücklicherweise scheinen auch dort wo das Problem in größerem Masse auftrat der Schaden nur die frühen Rotweinsorten, wie vor allem den Dornfelder zu betreffen. Noch gesunde Spätsorten wie der Spätburgunder oder auch Merlot und Cabernet Sauvignon, die frühzeitig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, können wohl weitgehend gerettet werden.
Allerdings nur dann, wenn sich die Winzer mit der Lese 14 Tage Zeit lassen können. Von einer Verkürzung dieser Frist auf eine Woche, wie sie in Baden erlaubt wurde, halten Experten an der Weinstraße nichts.
Ein Grund für die Fliegenplage, die auch die heimische Essigfliege betrifft, ist wohl der milde Winter. Die Fruchtfliegen attackierten das Obst in diesem Jahr deutlich früher als in der Vergangenheit. Neben dem Milden Winter waren einige Teile der Pfalz von Hagelschäden betroffen. An den betroffenen Stellen hatte die Kirschessigfliege wohl ein besonders leichtes Spiel. Die betroffenen Winzer können dem Jahrgang allerdings nicht sehr viel abgewinnen. "Erst der Hagel und jetzt das", stöhnt Otmar Graf vom Weingut Graf in Weyher wohl nicht ohne Grund.
Welche Rückschlüsse lassen sich jetzt auf die Qualität schließen ? Gar keine, sagt Michael Naab, der Kellermeister vom Weingut Wilker in Oberhofen. Um gesicherte Aussagen zur Qualität zu treffen ist es noch viel zu früh. Da wir aber sehr konsequent vorlesen und aussortieren sind Einbussen nur bei der Menge, nicht bei der Qualität zu erwarten und generell waren die Voraussetzungen im Jahr 2014 garnicht schlecht.